Freimaurer
 
Die Freimaurer sind Anfang des 18. Jahrhunderts aus den Dombauhütten hervorgegangen - angesehene Zusammenschlüsse von Handwerkern, in denen die Geheimnisse des Berufsstands gehütet wurden. Berufsfremde sahen es als Ehre an, Mitglied einer solchen Bauhütte (Loge) zu werden. Das Bauen wurde dabei zunehmend als Metapher betrachtet: Der rauhe Stein, den es zu bearbeiten, zu verfeinern und zu vervollkommnen galt, sollte der Mensch selbst sein.

Am 24. Juni 1717 schlossen sich in England vier solcher Logen zur ersten Großloge der Welt zusammen - die geistige Freimaurerei war geboren.

1723 wurde das "Gesetz- oder Konstitutionsbuch der Freimaurer" veröffentlicht, das die (bis heute gültigen) Grundsätze freimaurerischen Handelns dargelegt. Das Logenmitglied (der "Bruder") ist zu Toleranz und Achtung gegenüber Andersdenkenden verpflichtet.

Immanuel Kant (1724 - 1804)In Vorwegnahme des "kategorischen Imperativs" von Immanuel Kant wird der Freimaurer verpflichtet, "dem Sittengesetz zu gehorchen", das heißt alles zu tun, was Leben erhält, fördert und schützt, indes alles zu vermeiden, was Leben vernichtet, einschränkt oder verunstaltet. Ziel der Anstrengungen ist ein "gewaltiger Tempel der Menschheit", eine Gesellschaft, in welcher "der Geist der Humanität regiert".

Die Freimaurer sahen sich jedoch nicht als Weltverbesserer, sondern vorrangig als "Menschenveränderer": Nur wenn das Individuum lerne, Humanität in seinem Umfeld zu leben, könne auch die Gesellschaft humaner werden.

In der fortschrittsfeindlichen Atmosphäre vieler absolutistischer Staaten des 18. Jahrhunderts wurde die Freimaurerei zu einer neuen Form des Protests gegen moralische, wirtschaftliche, soziale und politische Mißstände. Die Logen hoben Standesunterschiede und soziale Ungerechtigkeit in ihren Reihen auf: Hier gab es keine Untertanen, sondern nur gleichberechtigte, frei denkende und arbeitende Brüder.

Quelle: www.schlossbergmuseum.de
Taufkirche in Götterswickerhamm (Niederrhein) Rafael, Justitia, 1511